Können 10 Jahre die Welt verändern?
Digitaler Vers(t)and vs. Postkarte und Telefon

10 Jahre sind eine lange Zeit. „Damals“ hatte jeder von uns stets eine Briefmarke im Portemonnaie – falls man schnell noch eine Nachricht schicken wollte. Zum Beispiel dem beinahe vergessenen Geburtstagskind. Digitaler Vers(t)and? Digital war allenfalls die Anzeige vom Taschenrechner. Und der war auch noch batteriebetrieben.
Zugegeben. 10 Jahre gehen an wenigen Dingen im Leben spurlos vorbei. Auch wir werden älter. Jedes Jahr ein Jahr und wir feiern es gern mit unseren Liebsten. Inzwischen ist das Umfeld größer und wir feiern es mit unseren Liebsten und unseren Freunden (auf Facebook) und den (Geschäfts-)Freunden auf XING oder LinkedIn. Früher musste man eigens Kalender pflegen, damit kein Jubeltag vergessen wurde. Heute mahnen Urlaubslisten, dass man ja keinen vergisst, der auch Geburtstag hat.
Schöner Stress für beide Seiten. Man gibt und man nimmt. Das Bad in Menge tut auch mal gut. Ob es 10, 30, 50 oder mehr Gratulationen sind, spielt dann irgendwann keine Rolle mehr. Quantität oder Qualität? Wer einen exklusiven Auftritt wünscht, muss sich schon etwas einfallen lassen. Besonders originell, laut oder persönlich ist der eine Weg. Besonders extravagant in der Wahl des Kommunikationskanals vielleicht ein anderer. Vor zehn Jahren war eine Postkarte etwas Besonderes. So wie heute. Es musste geplant werden. Man musste sich organisieren, eine Karte kaufen, sie schreiben und mit Briefmarke zum nächsten Briefkasten bringen. Die volle Aufmerksamkeit erreicht man damit vielleicht erst heute. Ganze 2 Karten waren es in diesem Jahr in meinem Fall. Damit sie sich nicht die Show stahlen, kam die zweite am Tag nach meinem Geburtstag. Ein Trick, der auch im Facebook-Zeithalter funktionieren kann. Immerhin 13 mal passiert.

Andere Dinge scheinen nahezu eine Konstante zu sein. Würde ich noch in meiner alten Nachbarschaft wohnen, wäre der Bahnhof automatisch größer gewesen. Man kennt sich schließlich wirklich. Auch die Tischgesellschaft konnte im Rahmen des Familienzuwachses zulegen. Andere Kanäle verteilen sich auf ihre Ableger. SMS und WhatsApp haben nicht nur gleiche Farben, sie werden inzwischen gleich gern genutzt.
Skeptiker des web2.0 werden das – für sie – Interessanteste aber schon längst entdeckt haben; Und sie werden sich bestätigt fühlen. Die neuen Medien machen uns einsam. Nur noch 19 Anrufe! Das ist mehr als 1/3 weniger als vor 10 Jahren. Für alle, die gern telefonieren, sicherlich keine gute Nachricht. Wer seinen Tag gern selbst bestimmt, ein kleiner Trost. Denn E-Mails, SMS, WhatsApp-Nachrichten und Facebook-Posts können warten und sind nach fünf mal Klingeln nicht weg.
Mein eigener Geburtstag hat erst einmal mir wunderbar gezeigt, wie sich die Kommunikationsgewohnheiten im web2.0-Zeitalter gewandelt haben. Einige Zahlen sind freilich nur geschätzt, da ich eigentlich gar kein Buchhaltermensch bin. Auch sei zum Schluss noch einmal klar gesagt, dass ich mich über jeden Facebook-Post und jede XING-Nachricht nicht minder gefreut habe. Im Grunde doch auch ganz schön, dass die neuen Wege barrierefreundlich sind und Menschen den Kontakt ermöglichen, der vor 10 Jahren eine Hürde gewesen wäre. (mw)
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