9 Okt

Können 10 Jahre die Welt verändern?

Digitaler Vers(t)and vs. Postkarte und Telefon

10 Jahre sind eine lange Zeit. „Damals“ hatte jeder von uns stets eine Briefmarke im Portemonnaie – falls man schnell noch eine Nachricht schicken wollte. Zum Beispiel dem beinahe vergessenen Geburtstagskind. Digitaler Vers(t)and? Digital war allenfalls die Anzeige vom Taschenrechner. Und der war auch noch batteriebetrieben.
Zugegeben. 10 Jahre gehen an wenigen Dingen im Leben spurlos vorbei. Auch wir werden älter. Jedes Jahr ein Jahr und wir feiern es gern mit unseren Liebsten. Inzwischen ist das Umfeld größer und wir feiern es mit unseren Liebsten und unseren Freunden (auf Facebook) und den (Geschäfts-)Freunden auf XING oder LinkedIn. Früher musste man eigens Kalender pflegen, damit kein Jubeltag vergessen wurde. Heute mahnen Urlaubslisten, dass man ja keinen vergisst, der auch Geburtstag hat.

Schöner Stress für beide Seiten. Man gibt und man nimmt. Das Bad in Menge tut auch mal gut. Ob es 10, 30, 50 oder mehr Gratulationen sind, spielt dann irgendwann keine Rolle mehr. Quantität oder Qualität? Wer einen exklusiven Auftritt wünscht, muss sich schon etwas einfallen lassen. Besonders originell, laut oder persönlich ist der eine Weg. Besonders extravagant in der Wahl des Kommunikationskanals vielleicht ein anderer. Vor zehn Jahren war eine Postkarte etwas Besonderes. So wie heute. Es musste geplant werden. Man musste sich organisieren, eine Karte kaufen, sie schreiben und mit Briefmarke zum nächsten Briefkasten bringen. Die volle Aufmerksamkeit erreicht man damit vielleicht erst heute. Ganze 2 Karten waren es in diesem Jahr in meinem Fall. Damit sie sich nicht die Show stahlen, kam die zweite am Tag nach meinem Geburtstag. Ein Trick, der auch im Facebook-Zeithalter funktionieren kann. Immerhin 13 mal passiert.

Andere Dinge scheinen nahezu eine Konstante zu sein. Würde ich noch in meiner alten Nachbarschaft wohnen, wäre der Bahnhof automatisch größer gewesen. Man kennt sich schließlich wirklich. Auch die Tischgesellschaft konnte im Rahmen des Familienzuwachses zulegen. Andere Kanäle verteilen sich auf ihre Ableger. SMS und WhatsApp haben nicht nur gleiche Farben, sie werden inzwischen gleich gern genutzt.

Skeptiker des web2.0 werden das – für sie – Interessanteste aber schon längst entdeckt haben; Und sie werden sich bestätigt fühlen. Die neuen Medien machen uns einsam. Nur noch 19 Anrufe! Das ist mehr als 1/3 weniger als vor 10 Jahren. Für alle, die gern telefonieren, sicherlich keine gute Nachricht. Wer seinen Tag gern selbst bestimmt, ein kleiner Trost. Denn E-Mails, SMS, WhatsApp-Nachrichten und Facebook-Posts können warten und sind nach fünf mal Klingeln nicht weg.

Mein eigener Geburtstag hat erst einmal mir wunderbar gezeigt, wie sich die Kommunikationsgewohnheiten im web2.0-Zeitalter gewandelt haben. Einige Zahlen sind freilich nur geschätzt, da ich eigentlich gar kein Buchhaltermensch bin. Auch sei zum Schluss noch einmal klar gesagt, dass ich mich über jeden Facebook-Post und jede XING-Nachricht nicht minder gefreut habe. Im Grunde doch auch ganz schön, dass die neuen Wege barrierefreundlich sind und Menschen den Kontakt ermöglichen, der vor 10 Jahren eine Hürde gewesen wäre. (mw)

2 Responses to Können 10 Jahre die Welt verändern?

Markus Weber says: 4. Oktober 2013 at 10:25

1 Jahr später, 1 Jahr älter. Nicht nur der zeitliche Abstand ist geringer, auch die Abweichungen in der Verteilung. 94 Glückwünsche auf Facebook und wieder 17 via XING sorgen schon allein für Glücksgefühle. Die 41 aus Anrufen (19), SMS (16) und WhatsApp (5) in 2012 haben sich am deutlichsten in diesem Jahr verschoben. 11 Anrufe, 9 SMS und 24 WhatsApp-Nachrichten sind in Summe auch 44.

Was war anders? Es wird bunter und lebendiger. Videos, Fotos und Emoticons schmücken immer häufiger die Glückwünsche.

Zwei „kleine“ Zahlen noch zu guter letzt. Der Tag startete mit einem gemeinsamen Frühstück zu Acht und wieder gab es zwei Postkarten aus Papier. Schön, dass es noch Konstanten gibt. Schön, dass so viele Menschen an einem herrlichen, sonnigen 3. Oktober an einen denken. Danke! (mw)

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Markus Weber says: 4. Oktober 2015 at 21:01

2015 setzt sich der Trend fort. Eine Karte mit der Post, wenige E-Mails und auch die Zahl der Facebook-Glückwünsche nimmt deutlich ab. Dafür legen andere Kanäle sichtlich zu. Klarer Spitzenreiter ist WhatsApp und auch XING legt zu. Gute Gründe dafür gibt es dafür reichlich. Der Facebook Messenger nervt, dass ihn kaum einer installiert hat. Auch der Zugriff auf Bilder und Filme ist anders wo komfortabler. Und dass man mit dem Smartphone sogar telefonieren kann, entdecken auch wieder mehr von uns.

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