1 Nov

Grabstein2.0 – wenn QR-Codes uns lebendig halten

Digitaler Gruß aus dem Jenseits

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Das in Stein gemeisselte R.I.P.  für „Requiescat in Pace“ oder fast bekannter als „Rest In Peace“ weicht immer häufiger einem QR-Code. Statt ewigem Frieden kann man sich so den Verstorbenen mit einem Klick zurück ins Jetzt holen. Zumindest virtuell. Die einstige Erfindung von Toyota hat auch auf japanischen Friedhöfen seinen Siegeszug der Digitalisierung vor sechs Jahren angetreten. Nach Japan fand es auch auf den Grabsteinen von Verstorbenen in den USA und Skandinavien seine Nachahmer. Inzwischen ist der Trend auch bei uns angekommen. Die Friedhofssatzungen lockern sich in immer mehr Städten. Grabstein2.0 ist die kurze Formel für den digitalisierten Gedenkstein. Eine Weiterentwicklung oder die Umkehr von allen Guten? Den Friedhof mit seinen ewig Ruhenden ins Internet holen, klingt erst einmal befremdlich.

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In meinen Kontakten auf XING gibt es seit einigen Jahren ungelöschte Profile Verstorbener Bekannter. Ein eigenartiges Gefühl, wenn zwischen allen Lebenden auch Tote dort „geistern“. Auf dem Friedhof will man den Toten gedenken und sich erinnern. In alten Bildern und Geschichten. Eine (Web-)Seite, zu der man bewusst zurück kehrt und vielleicht auch etwas sagt, was man zu Lebzeiten nie los geworden ist, könnte seinen Platz im Hier und Jetzt haben.

Wir erleben es immer häufiger in den sozialen Netzwerken, dass Freunde und Bekannte Ihren letzten Gruß auf Facebook & Co teilen. Das teilweise mit Lieblingsliedern und andern Audio-Clips, die an einem stillen Ort besser stumm bleiben. Da werden sich auch die Geister scheiden und der große Siegeszug des QR-Codes auf unseren Friedhöfen so schnell nicht kommen. Die Amerikaner sehen es anders und werben im Netz für Ihre neue Generation Grabsteine mit „Erwecke den Grabstein zum Leben“.

Smart an der Idee ist allenfalls die kompakte Größe eines QR-Codes. Für ein Urnengrab wäre es perfekt. Eine andere Zielgruppe könnten unentschlossene Angehörige sein, die sich auf diese Weise eine Tür für einen nie fertig werdende Grabstein aufhalten wollen. Auch ist es für Wissensvermittlung ideal, wenn der Tote ein Prominenter war, zu dem es viel zu erzählen gibt.

Vielleicht ist genau das ein Paradoxon, denn wie soll ein Mensch ewige Ruhe finden, wenn wir ihn digital ewig lebendig halten wollen. Vielleicht ganz schön, wenn auf unseren Friedhöfen die Smartphones weiterhin in der Tasche bleiben und wir uns auf alte Weise an die von uns gegangenen Menschen erinnern. Über den ästhetischen Wert kann man ebenfalls streiten. Was heute Fahrkarten und Verpackungen ziert, ist weder in Bronze graviert noch Marmor gemeisselt jedermanns Sache. (MW)

One Response to Grabstein2.0 – wenn QR-Codes uns lebendig halten

Markus Weber says: 1. November 2014 at 18:08

R.I.P. Reloaded2.0 – die Toten mit einem Klick medial wieder lebendig werden lassen, klingt makaber. Es könnte sich aber auf Sicht durchsetzen. Dann wird es konsequenter Weise bald auch einen digitalen Zentralfriedhof geben. Eigentlich eine schöne Idee für die Samwer-Brüder. http://www.kauft-nicht-mehr-bei-zalando.de wäre noch frei.

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