SIMSme – SIMS wem?
Dein einsamer Messenger sucht Anschluss.

Mitte August launchte die Deutsche Post ihren eigenen Messenger-Dienst. Die eingebaute Selbstzerstörungsfunktion könnte noch für böse Witze sorgen. Ebenso nach Sekunden des Livegangs häuften sich die Meldungen im Netz, dass die sichere Alternative zu WhatsApp ihre Startprobleme hat. Nach 14 Tagen habe ich einen Selbstversuch gewagt und die App installiert. Erste These der letzten Tage wurde damit widerlegt. Laut Comscore-Studie laden 2/3 der Erwachsenen keinerlei Apps herunter. Damit repräsentiere ich die 26%, die 1 bis 4 Apps auf ihrem Smartphone jeden Monat dazu installieren. Impuls war die Samstagsausgabe der EINKAUF AKTUELL, die wöchentlich die Briefkästen aller Haushalte der Republik mit in Plastik eingeschweißten Werbebeilagen überzieht. SIMSme hat es immerhin auf den Titel geschafft.
Die Installation funktioniert problemlos. Am längsten dauert das sorgfältige Lesen der AGB. Schließlich ist man ein vorsichtiger Mensch, für den SIMSme extra geschaffen wurde. Handynummer eingeben und es kommt auch prompt per SMS der Freischaltcode. Name, Foto und jetzt noch das Adressbuch freigeben. Jetzt dauert es. Vermutlich kann SMSme es genau so wenig fassen wie ich. Von annähernd 300 Kontakten sind ganze zwei „schon“ da. Der eine ist Nerd, der andere hat wissentlich eine Geliebte. Für ihn die Bombenfunktion, damit es nicht zur Bombe wird.
Und was mache ich jetzt? Mit zwei Kontakten lässt sich nicht unendlich spielen und testen. Ich bilde aus den beiden eine Gruppe und schicke ein „Hallo“ an beide und jedem – weil es so einfach war – noch einmal einzeln. Dann mit #Selfie einer gezogenen Fratze. … Zerstört sich ja nach 1 Sekunde, so dass es für einen ebenso kurzen Schmunzler reichen sollte. Das ist aber auch schon Stunden her – bis jetzt noch keine Antwort. Vermutlich sind die beiden gerade auf WhatsApp unterwegs. Bruder Leichtsinn? Der Messaging Dienst unter Facebook-Fuchtel hatte im Frühjahr 450 Millionen Nutzer.
Unsere Kanzlerin wird von der NSA abgehört und WikiLeaks-Gründer Julian Assange sitzt seit 2012 ecuadorianischen Botschaft in London fest, damit die Welt über besser wird. Wir als Verbraucher kämpfen für Transparenz und Gerechtigkeit. Und wir haben Alternativen. Der Fokus stellte November 2012 mal 10 Dienste vor. Wer von einst es geschafft hat, habe ich nicht überprüft. Der Hype um die jüngeren Herausforderer Threema und Co. Ist ebenfalls verklungen. Ist SIMSme der neue Schwarz-Gelbe Ritter, der den Riesen heraus fordert? Er hätte von Haus aus das Zeug dazu. Nachrichten versenden ist sein Kerngeschäft. ePost und DE-Mail gibt es schon. Mit wenig Akzeptanz und viel Verriss. Es ist auch so einfach, auf Neuem herum zu hacken. Und meistens wird man als Rechthaber sogar belohnt. „Habe ich doch gleich gesagt, dass XY es nicht schaffen wird!“ Recht so, dann können wir ja alle dem Monopolisten der Neuzeit kritiklos die Stange halten. Hat immerhin den Vorteil, dass dort alle sind. Die, denen Sicherheit egal ist und auch alle diejenigen, die immerzu über die Scheunentorgroßen Sicherheitslücken der Übersee-Anbieter Facebook, Dropbox & Co klagen. Schaut man sich nur die Verteilung der Browser in Europa an, ist länderspezifisch alles möglich. So führt ein hier zulande Aussenseiter wie Chrome die Downloadlisten an. Warum sind wir nicht Patrioten und pushen SIMSme, indem wir dort mehr pushen?!? Vielleicht auch, weil es noch nicht so funktioniert, wie wir es erwarten. Nach fünf mal Passwort eingeben innerhalb von zwei Minuten war jedenfalls bei mir schon die Grenze fast überschritten, was mir Sicherheit am Ende wert ist. Erst recht, wenn ich keine Geheimnisse oder mit Affären auf dem Kanal plaudern will. Wollte doch nur mal „hallo“ sagen …
(Markus Weber)
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